Dieser Gastartikel stammt von Kai Thrun.
Wenn es darum geht, dass jemand den digitalen Einfluss einer fremden Person messen möchte, wird sicherlich als erstes Klout genannt. Der kalifornische Dienst Klout hat vor kurzem seinen Algorithmus geändert. Dies führt zwar dazu, dass der errechnete Wert präziser wird, aber ähnlich nichts aussagend ist als vorher auch.
Nüchtern betrachtet ist Klout eine Hilfskrücke, was wesentlich weniger sein dürfte, als dem Dienst angedichtet wird. Klout versucht aufgrund von social Signals den Einfluss einer Person auf einer Skala von 1-100 zuzuordnen. In den vergangenen 4 Jahren war selten ersichtlich, wie dies geschieht. Ein weiteres Manko ist sicherlich, dass der Dienst bis zu dem Update relativ einfach zu manipulieren war.
In Deutschland hat der Dienst nicht viele Freunde. Denn Klout ist aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht unumstritten. Der Dienst legt zu jedem auffindbarem Profil auch eines an. Ein Umstand, der bei vielen Usern zurecht sauer aufgestoßen ist. Es werden nur bestimmte Quellen berücksichtigt und das größte Problem bei der Messung von Einfluss ist, dass Einfluss relativ ist.
Klout deckt zwar die wichtigsten soziale Netzwerke ab und zieht inzwischen auch Wikipedia mit hinzu, berücksichtigt aber zum Beispiel meinen selbstgehosteten Blog nicht. Darüber hinaus halte ich die Messung von Einfluss für nicht besonders klug. Man würde sich dazu leiten lassen, nur noch als Kurator zu fungieren.
Gerade im Bereich des Communitymanagements wird man sich aber auch Banalitäten widmen müssen. Im Marketing ist damit dem Thema seit Jahrzehnten vertraut. Es ist kein Zufall, dass man Prominente oder Spitzensportler in Werbespots zu sehen bekommt. Sicherlich haben sich auch hier die Zeiten gewandelt. Ich möchte nur aufzeigen, dass das Thema “Influecer” nichts Neues ist.
Nur 2. Blick brauchbar
Das Problem der Skala ist, dass sie nur schwer einzuordnen ist. So dieses Profil eine Zahl. Diese Zahl ist ohne nähere Betrachtung nichts aussagend. Eine Adaption macht es einfacher zu verstehen. Nehmen wir 370 PS. Dies ist ein Wert. Ist das viel oder wenig? Dies weiß man erst, wenn man sich das Fahrzeug näher betrachtet hat.
370 PS in einem Sportwagen ist sicherlich etwas anderes als 370 PS in einer Zugmaschine. Und versuche bitte nicht, einen beladenen Sattelauflieger mit einem Sportwagen ziehen zu wollen.
Was kann Klout also? Klout bietet mir ein Puzzleteil, wenn man Gesprächspartner oder Markenbotschafter sucht. Zum einen ist es wichtig zu wissen, was der Dienst kann und was nicht.
Es ist eben wie mit jeder Matrix, wenn ich den mir zurückgegebenen der nicht klassifizieren kann, ist er wertlos. Daher wird der Dienst gern dazu verwendet um Eindrücke zu gewinnen oder zu bestätigen. Bei aktiven Profilen hat man außerdem die Möglichkeit seine Suche zu spezifizieren. So zeigt Klout die wichtigsten Themen an, in denen einem Wissen zugesprochen worden ist. Die Top 3 werden bereits in der Profilübersicht angezeigt.
In meinem Fall wären dies Blogging, Social Media und WordPress. Diesen Themen können von anderen Usern in ihrer Wertigkeit bewertet werden, indem sie mir Wissen/Nähe (ich möchte nicht von Einfluss sprechen) zu dem jeweiligen Thema durch ein “+K” zusprechen. Das “+K” ähnelt dem Mechanismus eines “+1” / Like und findet seit dem Update auch in dem Endwert wieder.
Klout bietet sicherlich eine Anlaufstelle um einen Eindruck zu gewinnen. Daraus Einfluss abzuleiten ist nicht nur gefährlich, sondern wird auch nicht zum Ziel führen. Den Einfluss den eine Person aufgrund seiner Reputation innehat, lässt sich sicherlich anhand von Social Signals (Likes, Retweets etc) ableiten. Gerade bei Bloggern, deren Bühne (das Weblog) nicht berücksichtigt wird, fehlte ein Teil vom digitalen Kuchen. Das größte Problem ist allerdings, die wirkliche Vernetzung wird man nicht messen können.
Es wäre auch schlimm, wenn jeder wüsste, wer welchen Hebel mit einem Anruf umlegen kann.Vergünstigungen anbieten?Ich mag nicht verschweigen, dass es auf Klout für Nutzer Vergünstigungen (Perks) gibt. Das Verfahren “habe Wert 50 und bekomme 20% Rabatt” mag man in Frage stellen. Gerade in Deutschland steht man dem ziemlich befremdlich gegenüber und ich denke die Akzeptanz dürfte auch verschwindend gering sein. Die seltensten Angebote sind global verfügbar, daher messe ich dem Angebot keine große Relevanz bei.
Fazit
Klout und andere Dienste dieser Art sind zweischneidige Schwerter. Es ist gut, dass sich jemand der Datenveredelung annimmt, auch wenn man sich als User nur ungern “bewerten” lässt. Auf der anderen Seite bekommt man einen relativen Wert zurück, von dem man nur unter Umständen Gebrauch machen kann. Dies wird man allerdings nur auf den 2. Blick erkennen können. Man sollte sich jedoch nicht in die Irre führen lassen. Erinnern dich einfach an das letzte Mal, wo du dachtest: “Das hätte ich diesen unscheinbarem Typen nicht zugetraut”
Kai Thrun über sich selbst: Meine Leidenschaft fürs Internet habe ich 1996 entdeckt und nie verloren. Hierdurch konnte ich mir ein vielseitiges Wissen aneignen. Ich befasse mich viel mit Social Media, Marketing und Kommunikation sowie dem Bloggen an sich.
Wir arbeiten seit 20 Jahren mit WordPress und bieten diverse Dienstleistungen rund um das System an. Kontaktiere uns für weitere Informationen oder für ein Angebot.
Danke für den Beitrag, Kai, ich wollte immer schon mal wissen, was Klout eigentlich genau genau genau ist. Jetzt weiß ich es. Wied eine digitale Stuhlprobe mehr.
Grüße!
Jetzt muss ich auch noch grinsen. Hab mich mal wieder bei Kout eingeloggt. 2 Punkte mehr als Kai. *rofl* Da hab ich also besonderen Einfluss auf die Welt, wa? *ggg* Nutzlosigkeit damit weiter belegt, oder?
Danke für den sehr ausführlichen Bericht. Ich sehe Klout übrigens ähnlich. Was aber sicherlich ein guter Gradmesser ist, ist folgender Größenvergleich.
Viel Spaß beim Werte messen.
Ich kann deiner Argumentation nicht ganz folgen. Was spricht nun konkret gegen Klout als Plattform? Wenn ich deinen Text richtig verstehe, dann sind das im Wesentlichen drei Punkte.
1. Der mangelnde Datenschutz.
Das mag stimmen, ist in unserer digitalen Welt aber mittlerweile Alltag geworden. Auch Facebook und Google wird mangelnder Datenschutz nachgesagt, weniger effektiv sind sie dadurch aber nicht.
2. Es werden nicht alle Kanäle in die Berechnung einbezogen.
Es sollten im Idealfall alle Kanäle einbezogen werden, das stimmt. Solange es technisch möglich ist, ist die Integration eines selbstgehosteten Blogs aber nur eine Frage der Zeit.
3. Die Skala ist schwer einzuordnen (Stichwort: 360 PS).
Da die Skala auf 100 Punkte begrenzt ist, lässt sie sich sehr gut einschätzen, anders als etwa die 360 PS eines Sportwagens. Der Vergleich hinkt also deutlich.
4. Reichweite lässt sich nicht mit Einfluss gleichsetzen.
Hier stimme ich dir zu, zumindest teilweise. Es lassen sich nämlich durchaus Parallelen zwischen Reichweite und Einfluss ziehen. Für Unternehmen ist der Klout-Score ein guter Indikator, auch wenn ein hoher Klout-Score nicht immer und automatisch Einfluss impliziert. Die Tendenz ist hier vollkommen ausreichend.
Um es kurz zu machen: Der Sinn von Klout ist einzig und allein eine Entscheidungshilfe bei der Identifizierung sogenannte “Influencer” zu geben. Diese Entscheidungshilfe wird mit jeder Weiterentwicklung des Algorithmus effizienter. Keiner der von dir angesprochenen Kritikpunkte betrifft aber eben jene Effizienz von Klout.
Oder noch etwas kürzer: Ich schätze deine Sichtweise, dieser Artikel greift aber zu kurz.
Für eine interessante Diskussion über den (Un)Sinn und (Un)Nutzen von Klout kann ich diesen Beitrag und die entsprechenden Kommentare empfehlen: https://plus.google.com/106910479594611230074/posts/j7f34XPkjVC
@Lars: Wir sehen es nicht sonderlich weit unterschiedlich. Vergiss bitte nicht, dass dies hier Vladimirs Wohnzimmer ist und nicht meines.
Habe ich was anderes geschrieben? Du kannst gern bei mir noch einen Artikel zu Klout lesen (einfach Klout suchen). Ansonsten ging es nicht darum gegen Klout zu sprechen, sondern Anfängern (branchenfremden) eine generelle Einsortierung zu geben. Jemand der Klout nutzt und in seine Arbeit einfließen lässt, dem muss ich nicht erklären, wie er den Dienst für sich zu werten hat.
(PS: Beschweren tun sich ohnehin meist nur die Freaks, deren Wert nach der eigenen Meinung nach zu niedrig ist )
@Kai: Du hast recht, unsere Meinung ist nicht grundsätzlich verschieden. Wie ich im vorherigen Kommentar schrieb: “Ich schätze deine Sichtweise, dieser Artikel greift aber zu kurz” – gerade weil du für ein Publikum schreibst, das mit der Thematik (noch) nicht vertraut ist.
Lass mich dir ein Beispiel geben:
Wieso sagt der Wert nichts aus? Er steht nicht zwangsweise in direktem Zusammenhang mit dem Einfluss einer Person, aber eben doch mit dessen Reichweite. Und wenn wir ehrlich sind: In den meisten Fällen deutet eine große Reichweite auch auf entsprechenden Einfluss hin.
Diesen Satz verstehe ich nicht. Liegt das daran, dass ein Kurator in kürzerer Zeit mehr Inhalte generieren kann?
Wieso ist das gefährlich? Wieso wird das nicht zum Ziel führen? Wie von mir erläutert, lässt sich mit gesundem Menschenverstand vom Klout-Score durchaus auch eine Relevanz ablesen.
Klout wird in Deutschland noch so gut wie gar nicht genutzt, eine Aussage zu treffen ist also generell schwierig. Ich bin hier aber ohnehin gegenteiliger Meinung. Das (kleine) Klout-Gewinnspiel, das t3n vor kurzem veranstaltete, wurde sehr gut angenommen – trotz vereinzelt negativer Kritik.
Was mich stört ist, dass du Klout in deinem Artikel sehr negativ darstellst, deine Argumente aber nicht erläuterst. Das hätte ich mir gerade in Anbetracht der Leserschaft gewünscht.
PS: Wann trinken wir endlich mal ein Bier? Ich fürchte, noch so ein Kommentar von mir hält dich endgültig davon ab. 🙂
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