“Die zwei Seiten der GEMA”

Die GEMA – Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte – ist für große Teile der sog. Netzbevölkerung ein rotes Tuch und der Hort des Bösen. Und auch wenn man versucht es von der objektiven Seite zu sehen, sorgen viele Aktionen von Seiten der Gema zumindest für Kopfschütteln und man kann der Organisation nicht wirklich Fingerspitzengefühl unterstellen.

Gesperrtes Video auf YouTube
Großes Ärgernis für viele: gesperrte Videos

Auch wenn in meinen Augen GEMA wirklich kein Sympathieträger ist muss man sich bei einigen Vorfällen aber fragen, wer für den Schlamassel verantwortlich ist. Bei gesperrten Videos auf YouTube zum Beispiel, schiebt Google die Schuld auf Gema und Gema wiederum beschuldigt Google, dass es zur keiner Einigung gekommen ist.

Auch im aktuellen Fall wo GEMA involviert ist – gesperrtes Video der US-Künstlerin Nina Paley – ist wenn man sich auch die Kommentare durchliest, nicht ganz klar, wer hier verantwortlich ist: GEMA weil sie unrechtmäßig gesperrt haben lassen oder Sony weil sie von der Künstlerin Gebühren für Lizenz kassiert haben, obwohl für Deutschland nur GEMA das kann. Da ich kein Anwalt bin, kann ich nur spekulieren.

Gema aus der Sicht der Musiker

Für viele Künstler allerdings ist GEMA kein Hassobjekt sondern jemand, der ihnen regelmäßig viel Geld überweist. In dem Zusammenhang finde ich den Artikel Die zwei Seiten der GEMA von tonspion.de sehr interessant. Dort wird sowohl auf die Schatten- als auch auf die Lichtseiten der GEMA hingewiesen.

Interessant in diesem Zusammenhang finde ich auch den Artikel auf Spiegel.de Melodien für Millionen. Am Anfang wird der Fall eines Musikers geschildert, dessen Haupteinnahme eben die Tantiemen von GEMA sind.

Ich persönlich bin der Meinung, dass der Grundgedanke der GEMA – sich um die Belange der Künstler zu kümmern – lobenswert ist. Deswegen finde ich nicht, wie manche das fordern, dass es gut wäre sie abzuschaffen. Aber es ist jede Menge Potential für Reformen vorhanden: das ganze müsste transparenter und weniger starr werden. Aber auch Staat darf sich aus seiner Kontrollpflicht gegenüber der GEMA nicht entziehen.

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5 Kommentare

  1. Hallo Vladimir,

    herzlichen Dank für Deinen Artikel mit den informativen Links.

    Ich bin Hobby-Musiker, kann mir aber nicht vorstellen in die GEMA einzutreten, selbst wenn ich Eigenkompositionen vermarkten will.

    Ob die GEMA reformbedürftig ist? Ja.
    Ob sie auch reformfähig ist? Da habe ich meine Zweifel.

    Zu viel läuft falsch bei der GEMA. Das Beispiel mit dem Blues-Musiker, der von seinen GEMA-Gebühren leben kann, erscheint mir eine Milchmädchen-Rechnung zu sein. Wenn er dafür über 68.000 km im Jahr mit dem ausgeleierter Ford-Kleinbus zurücklegen muss und 144 Konzerte im Jahr in ganz Deutschland gibt, dürften die Fahrkosten (Benzin, Rücklage für Ersatzfahrzeug, Reparaturen etc) den größten Teil der GEMA-Ausschüttung im Jahr wieder auffressen.

    Ich vermute, dass sich das nur durch die Konzerteinnahmen überhaupt rechnet.

    GEMA und YouTube: Ein Ärgernis für Internetnutzer in Deutschland. In vielen Staaten wurden Abkommen geschlossen. Die GEMA gehört nicht dazu. Stattdessen verklagt sie lieber Google.
    *Sarkasmus-Modus an*
    Tolles Geschäftsmodell und bestimmt im Sinne der GEMA-Mitglieder.
    *Sarkasmus-Modus aus*

    Gruß
    Dieter

  2. Sony weil sie von der Künstlerin Gebühren für Lizenz kassiert haben, obwohl für Deutschland nur GEMA das kann

    Dieser Satz ist falsch. Lizenzgebühren kann natürlich auch in Deutschland jeder kassieren der eine Lizenz vergeben kann. Die GEMA ist lediglich eine Verwertungsgesellschaft die im Auftrag des Lizenzinhabers die Einhaltung der Lizenzen überwacht.

    Zitat Wikipedia:

    Es bleibt einem Urheber also vorbehalten, seine Rechte selbst wahrzunehmen oder diese Aufgabe einer Verwertungsgesellschaft zu übertragen. Um durch die GEMA vertreten zu werden, müssen Urheber, also Komponisten und Textdichter bzw. ihre Verleger, Mitglied werden. Um dies zu erreichen, schließt die GEMA mit dem Urheber einen Berechtigungsvertrag, der dann das Gesamtrepertoire des betreffenden Urhebers umfasst.

    (Hervorhebung von mir)

    Das Problem am vorliegenden Fall ist also wahrscheinlich das Sony Mitglied bei der GEMA ist und die GEMA so gesehen nur ihre Arbeit gemacht hat. Nun hätte Sony Nina Paley darüber informieren müssen das sie mit der GEMA ein Abkommen haben.
    Nocheinmal Wikipedia:

    Nutzer dieser Werke, hauptsächlich Hersteller von (Bild-/)Tonträgern, Rundfunk- und Fernsehsender, Veranstalter von Live-Musik uvm. erwerben bei der GEMA die jeweils notwendigen Rechte für die Nutzung gegen die Zahlung einer Vergütung

    Nina Paley hätte sich also die Erlaubnis bei der GEMA kaufen müssen um die Musik von Sony verwenden zu dürfen.
    Das sind jetzt aber keine Lizenzgebühren, denn die GEMA leitet die Gebühren ja an den Urheber weiter.

    Nina Paley hätte also bei der GEMA bezahlen müssen, diese hätte die Lizenzgebühren an Sony weiter geleitet und Sony wiederum hätte Nina Paley die doppelt bezahlten Lizenzgebühren erstatten müssen.

    Ja, es ist höllisch kompliziert. Allerdings muss man auch sehen das die Strukturen der GEMA zu einer Zeit entstanden sind als es das Wort Internet noch gar nicht gab. Alleine deshalb ist die GEMA schon dringendst reformbedürftig. Allerdings halte ich hier einen radikalen Schnitt für sinnvoller als ein weiteres Flickwerk. Besser wäre es also z.B. eine für das Internet verantwortliche, global agierende Verwertungsgesellschaft zu gründen.
    Ich denke mal das es zukünftig mehr Organisatoren vergleichbar mit der WHO geben werden muss die sich global und grenzüberschreitend um verschiedenen Belange kümmern.

  3. In diesem Zusammenhang vielleicht auch ganz interessant dieser Artikel aus dem Handelsblatt: http://www.handelsblatt.com/lifestyle/kultur-literatur/die-fragwuerdigen-methoden-der-gema-/4335898.html?p4335898=all

    Als ich vor 20 jahre noch in einer Form Musik gemacht habe, wo es sich lohnte über Auftritte und Plattenverträge nachzudenken war es völlig klar: Man musste als Musiker Mitglied der Gema sein.
    Inzwischen ist sie – aber das ist hier ja auch ziemlicher Konsens – arg reformbedürftig, heute fände ich es überhaupt nicht mehr selbstverständlich ihr beizutreten, wenn ich nochmal in einer ähnlichen Situation wäre.

    Ergänzend habe ich heute noch den Blick aus der Sicht eines kleinen Gelegenheits-Veranstalters (Kleinkunst-Theater mit gelegentlichen Gastuftritten) – da ist die Gema ebenfalls ein rotes Tuch, da sie sich alles andere als kooperativ verhält, wenn ein ehrenamtlicher Vorstand in Zusammenhang mit eher nachlässig agierenden Künstlern nicht alle 1964 Vorschriften genau einhält.

    Lange Rede kurzer Sinn: Schwieriges Thema, dringend Veränderungen an allen Fronten nötig.

  4. Ich arbeite hauptsächlich als Journalist beim Fernsehen und muss
    mir das Leben eigentlich nicht schwer machen. Nach dem Schnitt
    setze ich mich hin, suche die LC-Nummern heraus, ermittle die
    Dauer des Musikstücks im Film und gebe das Ganze
    dann gelangweilt im Sekretariat ab.

    Dann kam der Moment, als ich einmal einen jungen unabhängigen
    Musiker dadurch unterstützen wollte, seine Musik in einem meiner
    Filme zu verwenden. Ich löste damit eine Lawine an Formularen
    und Erklärungen aus, die derartig groß und umfangreich war,
    dass ich das freiwillig nie mehr machen werde.

    Kommt gleich hinter Hochzeitsvideos machen.

    Dass ich dennoch gegen die GEMA bin, liegt daran,
    dass sie mich extrem dabei behindert, befreundeten Menschen
    und Gruppen mit Filmen zu helfen. Die meisten sind Berufsanfänger,
    Laien, die sich einmal in der Öffentlichkeit ausprobieren wollen.
    Eine Schülergruppe beispielsweise, die Rocky Horror mal nachspielen
    möchte, oder Nachbarschaftskinder, die sich an Indiana Jones versuchen,
    oder die Video-Seniorengruppe, die im Internet ein Star Wars Tutorial mit
    Lichtschwertern entdeckt haben.

    Alles potentielle Kandidaten für saftige Gebühren.
    Selbst in Kindergärten sollen sie, wie ich höre, mittlerweile die
    fette, gierige Hand aufhalten, sobald die lieben Kleinen etwas
    verwertbares singen.

    Wir alle leiden unter dieser arroganten Unbeweglichkeit.
    Ganz vorne stehen aber die Künstler, die eigentlich geschützt sein sollten.
    Denn die können sich jetzt nicht einfach so einen anderen Weg in die
    Öffentlichkeit suchen, indem sie bei der GEMA kündigen. Bin mir sicher,
    dass deren Verträge so gestrickt sind, dass erst Werke, die nach der
    Kündigung entstanden sind, nichts mehr mit der GEMA zu tun haben werden.

    Man könnte glatt auf die Idee kommen, die GEMA sei etwas staatliches.
    Ein dickbäuchiges Amt etwa, was auf andere keine Rücksicht
    zu nehmen braucht und Krisen aussitzt.

    Und wie verhalte ich mich nun?
    Ich mache nur Videos von GEMA-freien Sachen.
    Fühlt sich im ersten Augenblick an, als wäre man kastriert.
    Im Verlauf aber, entwickelt man einen ungeahnten Ehrgeiz,
    es diesen [-zensiertes Schimpfwort-] zu zeigen.

    Und kreativ ist das allemal.

    1. Hallo Mathias,

      vielen dank für deinen langen Kommentar. Hast du ievtl. Tipps, wie mna vorgehen und suchen sollte, wenn man GEMA-freie Werke nutzen möchte?

      Grüße

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