Amazon verkauft mehr E-Books für Kindle als gedruckte Bücher

Amazon Kindle Auf die Pressemeldung von Amazon wurde heute in meiner Twitter-Timeline mehrfach hingewiesen. Nun ist es offiziell: Amazon verkauft mehr E-Books für Kindle als gedruckte Bücher.

Auf 100 verkaufte gedruckte Bücher kamen 105 verkaufte E-Books für Kindle. Bei den gedruckten Büchern hat man sowohl die Taschenbücher, wie auch die Hardcover zusammengerechnet. Bedenkt man, dass Amazon die freien E-Books aus der Rechnung herausgenommen hat so ist der Vorsprung noch höher.

… und in Deutschland

Genaue Zahlen für Deutschland habe ich nicht, aber hier ist die Entwicklung noch am Anfang. Zum Teil liegt das an dem starken Widerstand der Verlage, was sich in mangelnder Verbreitung und der Preispolitik äußert und zum Teil auch an der Mentalität der Leute, die sehr ablehnend gegenüber den E-Books sind.

Wobei diese Mentalität nicht speziell auf Deutschland beschränkt ist. Ich würde eher sagen, das dies typisch für Kontinental-Europa ist: kennen wir nicht, brauchen wir nicht.

Um die Menschen mache ich mir keine Sorgen. Man hat sich mit der Zeit auch auf gedruckte Bücher gewöhnt anstatt alles abzuschreiben, man hat sich an Auto, Zug und Flugzeug anstatt auf Kutsche gewöhnt und so wird es in der Zukunft nichts ungewöhnliches sein eher elektronische als gedruckte Bücher zu lesen.

Wobei ich auch langfristig nicht davon ausgehe, dass gedruckte Bücher völlig verschwinden werden. Viele Leute möchten sich nicht mit digitalen Büchern anfreunden und das ist deren gutes Recht. Auch ist das eine Preisfrage. Ein einigermaßen guter E-Book-Reader kostet mehr als 130 Euro und bei den hierzulande vergleichsweise geringen Preisunterschieden muss man schon 25-35 Bücher lesen bis sich der Kauf auszahlt.

Ich denke, dass es in Zukunft ein nebeneinander von digitalen und gedruckten Büchern geben wird. So ähnlich wie mit Theater, Radio, TV und Kino.

Die Verlage

Was mich aber ein bisschen verwundert und vor allem erstaunt ist die Reaktion der Verlage. Die Auswahl an deutschsprachigen Kindle-Büchern ist noch recht mager – zumindest für meinen Geschmack – aber dennoch hat sich durch Kindle mein Lesekonsum stark erhöht.

Mir scheint es so, dass sehr viele Verlage von Amazons Entscheidung Kindle auch auf Amazon.de anzubieten kalt und völlig unvorbereitet erwischt wurden.

Das der eine oder andere Belletristik-Verlag nicht Kindle-Bücher anbietet, kann ich noch irgendwie nachvollziehen. Aber das ein Großteil der IT-Fachbuchverlage gar nicht vertreten ist, ist Ironie pur. 🙂 Und auch ePub (ein anderes Format) ist so gut wie kaum vertreten, da viele Verlage unter E-Book, die PDF-Version des gedruckten Buches verstehen. Schade!

Gerade heute habe ich die Pressemeldung von Franzis, einem IT-Fachbuchverlag, gelesen in der man darauf verweist das man schon 20 Titel als Kindle-Bücher im Angebot hat. Immerhin ein Anfang … und die anderen? Von einem vergleichsweise großen Verlag, weiß aus gesicherter Quelle, dass die noch nicht wirklich wissen, wie sie mit dem Thema umgehen sollen … und das jetzt nicht nur auf Kindle bezogen sondern auf E-Books im Allgemeinen.

Mal schauen welche Verlage es noch in den nächsten 5-10 Jahren noch geben wird. Aber auch diesmal haben es die Verlage – ähnlich wie die Musikindustrie vor Jahren – in der Hand, entweder man passt sich an oder man geht unter.

Kindle kaufen

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12 Kommentare

  1. Die Verlage sind doch vielfach einfach dämlich. Durch das nicht handeln und die hohen Preise (wenn sie mal etwas als eBook bereit stellen) fördern die die illegale Buchszene gerade ganz massiv.
    Ich kann echt nicht verstehen, warum ein eBook nicht deutlich billiger sein sollte als die gedruckte Variante. Die Druckkosten, Transportkosten und Co fallen ja nicht an…

  2. Ich gehe mal davon aus das zum einen die Infrastruktur für eBooks fehlt und zum anderen es noch zu wenige Geräte gibt. Der Monotheismus aus Amazon/Kindle ist halt nicht förderlich für die Verbreitung von eBooks. Vor allem dann nicht, wenn man das Thema eben auf Amazon/Kindle reduziert.

    Aber auch der Umstand das man eBooks nur im Internet (und nur bei Amazon) kaufen kann, dürfte nicht gerade wenige abschrecken. Gerade nach den Datenskandal bei Sony sind wohl viele sehr verunsichert was das Thema Einkauf im Internet angeht.

    Mich wundert es daher eigentlich wenig das die Verlage kaum oder nur wenige eBooks anbieten. Mich wundert es eher das Amazon nicht selber die Bücher auch als eBooks anbietet. Den Verlagen dürfte es letzten Endes egal sein ob ihre Werke gedruckt werden oder als eBook veröffentlicht werden.
    Ich denke es gibt da hinter der Bühne größere Hindernisse zwischen den Verlagen und Amazon. Vielleicht will Amazon einfach zu viel Provision für ein eBook haben oder hat andere für die Verlage untragbare Bedingungen. Ausschließlich den Verlagen ständig die Schuld in die Schuhe zu schieben halte ich nicht für richtig.

    1. Hallo Ralf,

      klar, für alles kann man die Verlage nicht verantwortlich machen. Aber an der jetzigen Situation sind zu großen Teilen selbst schuld. Amazon hat 2007, also vor knapp vier Jahren mit Kindle gestartet und nach und nach konnte man erkennen wohin es geht.

      Deutschsprachiger Raum umfasst in Europa gut 100 Millionen Sprecher und es gibt viele Verlage. Warum haben sich zumindest nicht die Großen zusammengeschlossen um eine eigene Plattform für digitale Bücher und Zeitschriften ins Leben zu rufen? Dann hätten sie einen Hardwarehersteller ins Boot holen können und auf ein offenes Format, wie z. B. ePub setzen können. Ich glaube das haben die mal irgendwie geplant. Aber von konkreten Umsetzungen weiß ich nichts. Das ganze gepaart mit einem vernünftigen Preis für die E-Books, hätten die gegenüber Amazon mehrere schritte Vorsprung gehabt.

      Ich habe das Gefühl, dass viele Verlage gedacht haben, dass dies mit E-Books vorbei gehen würde. Aber imho ist der deutschsprachige Markt mit 100 Millionen potentiellen Kunden für Amazon zu wichtig, als dass die ihn nicht beackern würden.

      So haben die Verlage anscheinend nichts wirklich Konkretes gemacht und müssen nun reagieren und wahrscheinlich zu Bedingungen von Amazon mitspielen, anstatt das es umgekehrt ist.

      Das Amazon harter Verhandlungspartner ist, weiß ich aus der Geschichte die vor ein paar Jahren passierte und die mir so erzählt wurde. Amazon wollte für den Verkauf von Büchern des Galileo-Verlags höhere Provisionen haben. Galileo sagte nein und im Anschluss gab es bei Amazon.de keine Galileo-Bücher zu kaufen.

      Der Verlag ist nicht eingeknickt und dann gab es die Bücher von Galileo wieder bei Amazon.de. Wenn also ein kleiner Verlag standhalten kann, was meinst du was die Großen oder ein Zusammenschluss der großen Verlage ausrichten könnte?

  3. Moin,

    sobald ein Buch Grafiken, Schaubilder, Diagramme enthält ist es wg. der Größe der Bildschirme elektr. Lesegeräte eh nicht geeignet.

    Kindle mag praktisch sein, da man, soweit ich weiss, so mehrere Bücher im Speicher mitführen kann, was auf einer Reise Gewicht spart.

    Aber ist kein Strom da, sei es durch den Akku, kann man nicht lesen.
    In den Schrank gestellt schaut es itschich aus, weil eine Reihe Bücher optisch eindeutig mehr hermacht, sei es wg. Generierung eines je nach Anzahl der Reihen deutlichen Protzfaktors. 😀

    Kindleinhalte sind im Gegensatz zu Büchern schlecht vererbbar, weil nichts ist vergänglicher als digitale Daten.

    Außerdem braucht man beim Umzug ohne Bücher deutlich weniger Bananenkisten, was beim Umzugsunternehmen langfristig Arbeitsplätze gefährden könnte, sollte die Kindle-Unsitte um sich greifen. :mrgreen:

    Fazit: Kindle ist in mancherlei Hinsicht praktisch, kommt aber an das sinnliche Erlebnis eines Buches leider nicht ganz heran.

    Da ich den ganzen Tag in den Bildschirm starre, sei es um zu arbeiten oder nutzlose Blogkommentare zu schreiben bin ich froh abends ein Buch aufschlagen zu können 🙂

    Gruß
    Klaus

    1. Hallo Klaus,

      Kindle mag praktisch sein, da man, soweit ich weiss, so mehrere Bücher im Speicher mitführen kann, was auf einer Reise Gewicht spart.

      so viel es passt, dass dürften im Schnitt mehrere hundert Bücher. Und du kannst sofern Verbindung vorhanden ist (wlan oder 3g) das Buch auch sofort kaufen und lesen.

      Aber ist kein Strom da, sei es durch den Akku, kann man nicht lesen.

      Ein Kühlschrank ist ohne Strom auch recht witzlo, dass hat aber in Europa keinen davon abgehalten es zu kaufen. 🙂

      Kindleinhalte sind im Gegensatz zu Büchern schlecht vererbbar, weil nichts ist vergänglicher als digitale Daten.

      Ich sehe es vor meinem geistigen Auge wie sich tausende von Kindern freuen das ihnen die Eltern 50 Jahre alte Taschenbücher für 9,95 Euro vererbt haben. Die Freude wird groß sein, wenn man dann ein hochwertiges Rosamund Pilcher Buch lesen kann oder ein 50 Jahre altes Diät-Buch mit Diät-Tipps von Bernd Stelter nachschlagen kann. 🙂 Oder ein Buch über WordPress 3.0, dass wird in 60 Jahren für interessante Kaminabende sorgen. 🙂

      Jetzt mal im Ernst: die wenigsten Bücher werden weiter vererbt, weil auch Bücher durch das Taschenbuchformat zu billigen Wegwerfartikeln geworden sind. Zudem haben auch die Papier-Bücher, zumindest die bis noch vor 20-30 Jahren produziert wurden, dass Problem dass die innerhalb von wenigen Jahrzehnten sich mehr oder weniger komplett zersetzen. Wenn du etwas für die Ewigkeit schaffen möchtest, dann musst in die Steinplatten ritzen oder auf Lederpergament schreiben und es anschließend Luftdicht verpacken.

  4. Tach Vladimir,

    deine Argumente sind nicht von der Hand zu weisen. 🙂

    Mein Kommentar war auch nicht so 100%ig ernst gemeint.
    Bin zwar ein Hardcore-Bücherfan, aber E-books sollen auch ruhig ihren Platz einnehmen.

    Alles hat sein für und wieder, egal ob E-Book oder Buch. 🙂

    Über das mit den Steinplatten sollte ich unbedingt mal nachdenken.
    Da brauchts dann Sattelschlepper und Kran zum Erbe ausliefern. Dieser Zeitpunkt wird dem Erben ewig in Erinnerung bleiben. :mrgreen:

    1. @Klaus,

      Mein Kommentar war auch nicht so 100%ig ernst gemeint.

      auch meine Antwort habe ich eher mit einem zwinkernden Auge abgegeben.

      Da brauchts dann Sattelschlepper und Kran zum Erbe ausliefern. Dieser Zeitpunkt wird dem Erben ewig in Erinnerung bleiben. :mrgreen:

      Das glaube ich auch. 🙂

  5. Ich halte die Aussage von Amazon, dass mehr eBooks als haptische Bücher verkauft werden, nur als eine weitere Werbemaßnahme, um den Bekanntheitsgrad des Kindle und die verfügbaren eBooks den Kunden schmackhafter zu machen.

    Ohne jetzt den gesamten Artikel aus dem Amazon Media Room zu lesen; hat Amazon nur die gebrauchten oder nur die neuen Bücher oder gar beide Geschäftsbereiche für einen Vergleich zu den Verkaufszahlen des eBooks herangezogen?

    Wohlgemerkt, ich habe nichts gegen eBooks, ziehe aber das physische Buch, mit dem man auch mal eine lästige Fliege erschlagen kann, vor. Der Kindle dürfte nach derartigen Einsätzen nicht mehr zu gebrauchen sein. 8)

    Und, wir wollen nicht vergessen, dass Amazon im August 2009 einfach einige eBooks auf den Endgeräten der Kunden gelöscht hat, weil die Lizensen an den Originalwerken nicht eindeutig geklärt waren. Ich habe seinerzeit mal einen Artikel darüber verfasst.

    Ein Buch, dass in meinem Bücherregal steht, kann mir keiner wegnehmen. 😉

    1. @Uwe,

      Ich halte die Aussage von Amazon, dass mehr eBooks als haptische Bücher verkauft werden, nur als eine weitere Werbemaßnahme, um den Bekanntheitsgrad des Kindle und die verfügbaren eBooks den Kunden schmackhafter zu machen.

      so lange aber die Aussage stimmt, ist es nicht verboten damit Werbung zu machen. Das machen doch alle.

      Wohlgemerkt, ich habe nichts gegen eBooks, ziehe aber das physische Buch, mit dem man auch mal eine lästige Fliege erschlagen kann, vor. Der Kindle dürfte nach derartigen Einsätzen nicht mehr zu gebrauchen sein. 8)

      Für Fliegen besitze ich eine Fliegenklatsche, man ist genauer. 🙂 Würde jemand z. B. mit meinen Tolkien-Büchern eine Fliege erschlagen wollen, dann würde mich das in den Berserkerrausch versetzen und ich könnte für nichts mehr garantieren. 🙂 So geht man mit Büchern doch nicht um.

      Und, wir wollen nicht vergessen, dass Amazon im August 2009 einfach einige eBooks auf den Endgeräten der Kunden gelöscht hat, weil die Lizensen an den Originalwerken nicht eindeutig geklärt waren. Ich habe seinerzeit mal einen Artikel darüber verfasst.

      Wie oft hat Amazon das gemacht? Einmal. Und, Amazon musste 150.000 US-Dollar Entschädigung zahlen.

      Ein Buch, dass in meinem Bücherregal steht, kann mir keiner wegnehmen. 😉

      Natürlich nicht, weil du diese besagten Bücher gar nicht im Regal gehabt hättest, weil die auch gar nicht im Handel aufgetaucht wären. 🙄 Jetzt im Ernst, was meinst du wie schnell Uniformierte bei dir auftauchen würden, wenn man erfahren würde das du gedruckte Bücher im Besitz hast, die gegen das Urheberrecht oder z. B. gegen das Strafrecht verstoßen.

  6. Ich konnte mit eBooks noch nie was anfangen. Ich habe da lieber ein gedrucktes Buch in der Hand. Vor einem Bildschirm mag irgendwie kein gemütliches Lesen aufkommen…

Kommentare sind geschlossen.